beate biesemann

 

Ein kreativer Geist reflektiert kontemporäres Zeitgeschehen; die Begebenheit, das Erlebnis, die Situation und ein künstlerisches Naturell bringt dabei je nach Temperament ergreifend-erschütternde oder schöngeistig-überhöhte, in jedem Fall allgemeingültige Werke hervor, die unserer Emotionalität bedürfen. Die Herausforderung anzunehmen, die künstlerischen Emotionen mitzutragen und innerlich darauf zu reagieren, macht den Dialog zwischen Künstler und Betrachter aus, auf den Kunst grundsätzlich angewiesen ist.


    Ehrgeizig und engagiert ist jede künstlerische Tätigkeit. Ihr Auftritt jedoch kann herausfordernd-agressiv oder zurückhaltend-bescheiden erfolgen: Im zweiten Fall zwingt sie uns zur Bereitschaft, sie aus uns selbst heraus aufspüren zu wollen. Dort begegnen wir auch Beate Biesemann und ihrem Werk.


    Beate Biesemann hat schon zu Beginn ihrer Laufbahn eine Technik gewählt und virtuos entwickelt, die eine Brücke zwischen archaischer Felsmalerei und den Möglichkeiten moderner Materialprodukte schlägt. Die Begegnung mit den Zeichen, die der Mensch seit Urzeiten in Felsen ritzte, um Götter zu beschwören und Unheil abzuwenden, vermittelt uns über dieses Déjà-vu eine rasche Vertrautheit mit den Bildern, die unserem nachfolgenden Umgang mit ihnen erleichtert. Wie in hingebungsvoller Meditation erschafft sie ihre Formen und Figuren, als ob sie ihnen nacheinander Leben eingeben würde, um sie dann über die Gesamtkomposition zu dichterisch erhöhter Darstellung der Welt, wie sie sie erlebt hat, miteinander zu vereinen.


Maria Heidenheim


© Beate Biesemann 1993-2014